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+ | Seit vielen Jahren hatte sich der Ehrenvorsitzende des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises, Günther Birkle, darum bemüht, einen präparierten Biber für die Ortsgeschichtlichen Sammlungen zu bekommen. Im Juni 2013 begann sein Wunsch in Erfüllung zu gehen. Auf der Gemarkung der Gemeinde wurde ein Biber totgefahren. Gemeinsam mit Biberberater Lothar Schwarz begann eine Odyssee durch Behörden und Ämter, um die Genehmigung für die Präparation des Bibers zu erhalten. | ||
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+ | Als endlich die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde vorlag – der Biber ruhte so lange in der Gefriertruhe der Greifvogelauffangstation – fuhr Birkle selbst mit dem tiefgefrorenen Tier zum Präparator nach Gelnhausen. Finanziert wurden die 750 Euro für die Präparierung durch Spendengelder, wobei die Sparkasse den Löwenanteil von 500 Euro übernahm. Jetzt ist der Biber zurück und wird in den Ortsgeschichtlichen Sammlungen ausgestellt. | ||
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+ | Gleichzeitig überholte die Natur den Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis. Denn im Laufe des vergangenen Jahres haben sich am Unkenbach wieder Biber angesiedelt. Einer davon ist jetzt am Fröschbach, ein anderer im Riedholz. So viele zurückgekehrte Biber motivierten Wilhelm Peter, ein altes Anliegen wieder aufzugreifen. Er schrieb dem Gemeinderat einen Brief mit der Bitte, die Frage des Gemeindewappens erneut zu diskutieren und mit einem solchen Wappen eine „außergewöhnliche Amtszeit“ zu krönen. | ||
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+ | Ortschronist Richard Ludwig erinnert sich: „1978 hat Peter, damals Gemeinderat, schon einmal vorgeschlagen, einen Wappenentwurf für die Gemeinde anfertigen zu lassen.“ Schwebheim ist vermutlich die einzige Gemeinde im Landkreis, die kein eigenes Wappen hat. Bis 1983 sollte diese Frage den Gemeinderat immer wieder beschäftigen und die Bevölkerung spalten. Ludwig, damals ebenfalls Gemeinderat, erinnert sich: „Ich habe in meinen 15 Jahren im Gemeinderat nie wieder so hitzige Diskussionen erlebt.“ Und die Debatten blieben nicht im Rat, sie zogen sich durch die gesamte Bürgerschaft. | ||
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+ | Der Streit entspann sich darüber, ob denn nun ein Biber, das Wappentier derer von Bibra, ins Wappen gehöre oder nicht. Während die einen die Meinung vertraten, man könne Geschichte doch nicht verleugnen, hatte sich bei den alteingesessenen Familien der Hass gegen das Adelsgeschlecht über Generationen erhalten. | ||
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+ | Schwebheim blieb immer arm, weil die Bibras alles aus dem Dorf herausgeholt haben, erklärt Ludwig. „Obwohl hohe und höchste Stellen der Heraldik darauf hingewiesen haben, dass das Wappentier eines Adelsgeschlechtes, das viele Jahrhunderte die Verwaltung unseres Dorfes in Händen hatte, unbedingt in unserem Gemeindewappen seinen Platz zu finden hat“, erinnert sich Peter, konnte keine Lösung gefunden werden. Als der damalige Bürgermeister Fritz Roßteuscher merkte, dass kein Kompromiss erreicht werden konnte, entschloss er sich, ganz auf ein Wappen zu verzichten. | ||
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+ | Inzwischen hat sich ein anderes Tier als inoffizielles Wappentier der Gemeinde etabliert: der Schwamer Krack, der auf Publikationen, den Fahrzeugen der Gemeinde und auf der Verkehrsinsel in Richtung Röthlein zu finden ist. Das aber, so Peter, kann kein Ersatz sein. Er meint, nun sei es möglich, „dass sich Schwebheim in die übrigen Landkreisgemeinden einreiht. Der zurückgekehrte Biber ist nicht das Wappentier der Freiherrn von Bibra, sondern er wird ausdrücklich auf die hohe ökologische Ausrichtung der hiesigen Gemeinde hinweisen.“ Dass es sich dabei um ein sehr fleißiges Tier handle, im Gegensatz zu den müßiggängerischen Krähen, mache die Auswahl noch zwingender. Peter wünscht sich deshalb, dass der „fleißige und ökologisch wertvolle Biber“ in ein zukünftiges Gemeindewappen aufgenommen wird. | ||
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+ | Auch Bürgermeister Hans Fischer erinnert sich gut an die Auseinandersetzungen im Gemeinderat der 1980er Jahre. „Die Bibras haben uns ausgesaugt, die solle man auf keinen Fall in einem Wappen verherrlichen“, hieß es. Fischer selbst überlässt die Wappen-Entscheidung seinem Nachfolger und dem neuen Gemeinderat. | ||
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+ | Aber auch im amtierenden Rat merkt man schon wieder zwei Fronten. Warum soll der Biber nicht ins Wappen, fragt Richard Geiling, die Bibras hätten doch auch Gutes gemacht. Frank Böhm dagegen erinnern Wappen an Ritterspiele: „Die Zeiten sind vorbei.“ Während Christian Stahn glaubt, ein Wappen sei ein Identifikationsmerkmal, fragen andere Räte, wozu man so ein Wappen eigentlich brauche. Fischer will unbedingt den „Krack“ erhalten. Mario Söllner macht einen nicht ganz erstgemeinten Vorschlag: „Wie wär's mit einem weißen Biber auf weißem Grund?“ | ||
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Aktuelle Version vom 27. Dezember 2020, 16:42 Uhr
SCHWEBHEIM Krack oder Biber - braucht Schwebeim ein Wappen? Von unserer Mitarbeiterin Ursula Lux 27. Februar 2014 18:48 Uhr Aktualisiert am: 27. Februar 2014 18:51 Uhr
Über 300 Jahre herrschte das Adelsgeschlecht derer von Bibra über die Gemeinde. Jetzt ist deren Wappentier, der Biber, wieder in die Gemeinde zurückgekehrt und mit ihm Diskussionen, die man schon vor 30 Jahren ad acta gelegt zu haben glaubte.
Seit vielen Jahren hatte sich der Ehrenvorsitzende des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises, Günther Birkle, darum bemüht, einen präparierten Biber für die Ortsgeschichtlichen Sammlungen zu bekommen. Im Juni 2013 begann sein Wunsch in Erfüllung zu gehen. Auf der Gemarkung der Gemeinde wurde ein Biber totgefahren. Gemeinsam mit Biberberater Lothar Schwarz begann eine Odyssee durch Behörden und Ämter, um die Genehmigung für die Präparation des Bibers zu erhalten.
Als endlich die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde vorlag – der Biber ruhte so lange in der Gefriertruhe der Greifvogelauffangstation – fuhr Birkle selbst mit dem tiefgefrorenen Tier zum Präparator nach Gelnhausen. Finanziert wurden die 750 Euro für die Präparierung durch Spendengelder, wobei die Sparkasse den Löwenanteil von 500 Euro übernahm. Jetzt ist der Biber zurück und wird in den Ortsgeschichtlichen Sammlungen ausgestellt.
Birkle hörte auch gleich den Vorwurf, man wolle mit dem Tier die Bibras verherrlichen. Daran hatte er selbst noch gar nicht gedacht, er wollte das Tier vor allem für „wissenschaftliche, museale und schulische Zwecke“.
Gleichzeitig überholte die Natur den Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis. Denn im Laufe des vergangenen Jahres haben sich am Unkenbach wieder Biber angesiedelt. Einer davon ist jetzt am Fröschbach, ein anderer im Riedholz. So viele zurückgekehrte Biber motivierten Wilhelm Peter, ein altes Anliegen wieder aufzugreifen. Er schrieb dem Gemeinderat einen Brief mit der Bitte, die Frage des Gemeindewappens erneut zu diskutieren und mit einem solchen Wappen eine „außergewöhnliche Amtszeit“ zu krönen.
Ortschronist Richard Ludwig erinnert sich: „1978 hat Peter, damals Gemeinderat, schon einmal vorgeschlagen, einen Wappenentwurf für die Gemeinde anfertigen zu lassen.“ Schwebheim ist vermutlich die einzige Gemeinde im Landkreis, die kein eigenes Wappen hat. Bis 1983 sollte diese Frage den Gemeinderat immer wieder beschäftigen und die Bevölkerung spalten. Ludwig, damals ebenfalls Gemeinderat, erinnert sich: „Ich habe in meinen 15 Jahren im Gemeinderat nie wieder so hitzige Diskussionen erlebt.“ Und die Debatten blieben nicht im Rat, sie zogen sich durch die gesamte Bürgerschaft.
Der Streit entspann sich darüber, ob denn nun ein Biber, das Wappentier derer von Bibra, ins Wappen gehöre oder nicht. Während die einen die Meinung vertraten, man könne Geschichte doch nicht verleugnen, hatte sich bei den alteingesessenen Familien der Hass gegen das Adelsgeschlecht über Generationen erhalten.
Schwebheim blieb immer arm, weil die Bibras alles aus dem Dorf herausgeholt haben, erklärt Ludwig. „Obwohl hohe und höchste Stellen der Heraldik darauf hingewiesen haben, dass das Wappentier eines Adelsgeschlechtes, das viele Jahrhunderte die Verwaltung unseres Dorfes in Händen hatte, unbedingt in unserem Gemeindewappen seinen Platz zu finden hat“, erinnert sich Peter, konnte keine Lösung gefunden werden. Als der damalige Bürgermeister Fritz Roßteuscher merkte, dass kein Kompromiss erreicht werden konnte, entschloss er sich, ganz auf ein Wappen zu verzichten.
Inzwischen hat sich ein anderes Tier als inoffizielles Wappentier der Gemeinde etabliert: der Schwamer Krack, der auf Publikationen, den Fahrzeugen der Gemeinde und auf der Verkehrsinsel in Richtung Röthlein zu finden ist. Das aber, so Peter, kann kein Ersatz sein. Er meint, nun sei es möglich, „dass sich Schwebheim in die übrigen Landkreisgemeinden einreiht. Der zurückgekehrte Biber ist nicht das Wappentier der Freiherrn von Bibra, sondern er wird ausdrücklich auf die hohe ökologische Ausrichtung der hiesigen Gemeinde hinweisen.“ Dass es sich dabei um ein sehr fleißiges Tier handle, im Gegensatz zu den müßiggängerischen Krähen, mache die Auswahl noch zwingender. Peter wünscht sich deshalb, dass der „fleißige und ökologisch wertvolle Biber“ in ein zukünftiges Gemeindewappen aufgenommen wird.
Auch Bürgermeister Hans Fischer erinnert sich gut an die Auseinandersetzungen im Gemeinderat der 1980er Jahre. „Die Bibras haben uns ausgesaugt, die solle man auf keinen Fall in einem Wappen verherrlichen“, hieß es. Fischer selbst überlässt die Wappen-Entscheidung seinem Nachfolger und dem neuen Gemeinderat.
Aber auch im amtierenden Rat merkt man schon wieder zwei Fronten. Warum soll der Biber nicht ins Wappen, fragt Richard Geiling, die Bibras hätten doch auch Gutes gemacht. Frank Böhm dagegen erinnern Wappen an Ritterspiele: „Die Zeiten sind vorbei.“ Während Christian Stahn glaubt, ein Wappen sei ein Identifikationsmerkmal, fragen andere Räte, wozu man so ein Wappen eigentlich brauche. Fischer will unbedingt den „Krack“ erhalten. Mario Söllner macht einen nicht ganz erstgemeinten Vorschlag: „Wie wär's mit einem weißen Biber auf weißem Grund?“